Wer hätte zu Saisonbeginn gedacht, dass am letzten Spieltag der Hessenliga zwei ungeschlagene Teams im Nerotal aufeinander treffen würden? Die Herren des WTHC traten gegen den Aufsteiger TC Bad Vilbel an, der bis dahin alle Begegnungen deutlich für sich entscheiden konnte. So wurde die Begegnung am letzten Spieltag zum Endspiel um die Hessenmeisterschaft. Über 500 Zuschauer kamen ins Nerotal, um die Matches zu verfolgen.
Auch die WTHC-Damen traten am gleichen Tag zum letzten Spieltag im Heimspiel an und es ging um nichts Geringeres als um den Klassenerhalt. Während die Damen nach einem 4:2-Spielstand in den Einzeln in die Doppel gingen, und sich dort den Klassenerhalt mit 6:3-Endstand sichern konnten, lief auf dem M-Platz noch das letzte Einzel des Herrenteams. Unsere Nummer 1, Marc Sieber kämpfte gegen den bis dato ungeschlagenen Bad Vilbeler Daniel Dutra Da Silva. Aber erst später dazu.
Die Herren gewannen an diesem Tag vier Einzel im Schnelldurchgang – jedes der Matches in jeweils zwei Sätzen. Die sportliche Leitung hatte für die letzten beiden Spieltage noch einen Joker aus dem Ärmel gezaubert: Aus Paris kam der an drei gesetzte Johan Tatlot mit dem Ziel, die Mannschaft für das große Finale am Sonntag zusätzlich zu verstärken.
Artem besiegte seinen Gegner, den Basilianer Jose Pereira in zwei Sätzen mit 6:2 und 7:5. Youngster und Jugend-Hessenmeister U18 diesen Jahres, Niklas Schell, trat gegen Tim Büttner an, dem er mit 6:2 und 6:3 klar den Laufpass gab. Carlo von Hausteins Gegner musste bereits nach einem 6:0-, 2:0-Spielstand verletzungsbedingt aufgeben und der 20-jährige Johan Tatlot, einst die Nummer fünf der Junioren-Weltrangliste, fegte mit seinen kraftvollen und schnellen Grundschlägen seinen Gegner Jochen Bertsch mit 6:1 und 6:2 vom Platz. Lediglich Calin Paar konnte seinem Gegner Caio Claudino nicht Paroli bieten und unterlag mit 3:6 und 1:6. Zwischenstand nach fünf Einzeln: 4:1 für den WTHC.
Auf dem Centre-Court steckte Marc Sieber derweil im zweiten Satz das Break zum 4:6 ein, nachdem er im ersten Satz den Gegner noch klar dominiert und den Satz mit 6:4 für sich entschieden hatte. Es war ein Match auf Augenhöhe, beide Gegner schenkten sich nichts, kämpften um jeden Ball und gaben keinen Zentimeter nach. In Satz drei wurde gebreakt und zurückgebreakt.
Zweimal schlug Marc Sieber zum Matchgewinn auf, jeweils beim Stand von 5:4 und 6:5, plagte sich mit Krämpfen im Oberschenkel und wurde von seiner Mannschaft und vom Publikum lautstark angefeuert. Er wehrte etliche Breakbälle ab und musste doch am Ende beide Spiele an Daniel Dutra Da Silva abgeben. Einer dieser Breakbälle, den Marc abwehrte, wird vermutlich allen Zuschauern im Gedächtnis bleiben: Als Antwort auf einen Return schlug Marc eine schnelle Vorhand zurück, der Ball tänzelte wie in Zeitlupe eine Weile auf der Netzkante entlang und entschied sich letztlich, auf der Seite von Dutra Da Silva gleich hinterm Netz in den Sand zu purzeln. Ein unüberhörbares „Oh“ kam von den Rängen, Marc Sieber entschuldigte sich und Daniel Dutra Da Silva lächelte amüsiert in sich hinein. Es ging dennoch in den Tiebreak, den Marc am Ende dieses Nerotal-Krimis mit 7:5 für sich entschied, Endstand: 6.4, 4:6, 7:6. Er schlug Daniel Dutra Da Silva, der bis dahin keines seiner Matches in der Hessenliga abgegeben hatte, und lieferte damit den entscheidenden fünften Punkt für den Mannschaftserfolg. Stolz reckte Marc seine Arme in die Höhe und wurde von den Zuschauern lautstark gefeiert und beklatscht.
Aber der Applaus galt auch Daniel Dutra Da Silva, beide hatten ein so faires und sehenswertes Match abgeliefert, das Oberschiedsrichter Peter Becker von HTV bei der Übergabe der Trophäe mit den Worten kommentierte, dass er noch selten in der Bundesliga ein Match auf diesem Niveau gesehen hätte. Es war ein Match auf Weltniveau, an Spannung kaum zu überbieten, wie es im Nerotal lange nicht zu sehen war.
Die Mannschaft feierte den Titel zum zweiten Mal nach 2015 und jeder Spieler reckte zum Song „We are the Champions“ reihum den Pokal in die Höhe, die Zuschauer standen noch lange auf den Rängen und schauten der ausgelassenen Feier auf dem M-Platz zu, bei der auch die obligatorische Bierdusche und die Magnumflasche mit Henkell-Sekt nicht fehlten. Eine Bildergalerie zur Saison finden Sie unten auf unserer Homepage.